Die Revolte in Lybien hat die Stimmung der Anleger getrübt. Während das Land auf Rang 18 der grössten Ölförderer der Welt liegt, hat Saudi Arabien dennoch bekräftigt, einen möglichen Ausfall Lybiens zu kompensieren. Was der Markt eher fürchtet, ist eine Ausweitung der Unruhen auf Saudi Arabien selbst. König Abdullah hat jedoch entschieden reagiert und die Volksseele mit grosszügigen Sozial-Programmen in der Höhe von 36 Milliarden Dollar besänftigt. Liegen die Arbeitslosenquoten in Nordafrika generell über 10%, weist Saudi Arabien eine Quote von 5.6% aus. Wir erachten eine Ausweitung der Revolte auf den Ölgiganten deshalb für unwahrscheinlich.
Die Auswirkungen des hochgeschnellten Ölpreises auf das Wirtschaftswachstum sind noch nicht absehbar. In den USA entsprechen die Mehrkosten aus einem Anstieg des Ölpreises um 10% etwa 0.5% des jährlichen BIP. Während das Land jedoch 50% des Konsums selber fördert, würde ein nachhaltig höherer Ölpreis ausgerechnet die PIIGS Staaten härter treffen. Das Handelsbilanzdefizit Griechenlands (9% des BIP) zum Beispiel ist zu 40% auf Ölimporte zurückzuführen. Auch die zu erwartenden Flüchtlingsströme aus Nordafrika dürften die Mittelmeerstaaten zusätzlich belasten.
Abgesehen von diesen Turbulenzen entwickelt sich die Wirtschaft in Europa und den USA weiterhin erfreulich. Eine Ausnahme davon stellt der US Häusermarkt dar, wo Impulse noch fehlen. Das Angebot an leer stehenden Häusern ist aufgrund der hohen Anzahl zwangsversteigerter Objekte nach wie vor sehr hoch. Erste Impulse sind nicht vor 2012 zu erwarten. Auch steigende Teuerungsraten sorgen weltweit für Unbehagen. Neben der Bank of England, wo der Markt einen ersten Zinsschritt bereits im Mai erwartet, dürfte auch die EZB erste Schritte bald ins Auge fassen. Aufgrund des starken Frankens und den damit verbundenen billigen Importen, ist die SNB vorderhand weniger unter Zugzwang. Da die Wirtschaft jedoch nach wie vor gut wächst, erwarten wir auch hier den ersten Zinsschritt noch vor Jahresende.
Trotz der arabischen Revolution konnten sich die meisten Indizes im Februar halten. In den USA lagen bislang 67% der Unternehmensergebnisse über den Erwartungen der Analysten, in Europa waren es deren 64%. Auch die angekündigten Dividenden überraschten oft positiv. So erstaunt es nicht, dass das Sentiment gegenüber Aktien weiterhin positiv bleibt. Aktienfonds beispielsweise halten durchschnittlich 3.5% Bargeld, was dem tiefsten Stand seit 2002 entspricht. Auch die rege M&A- und IPO-Tätigkeit (siehe Fokus) zeigt die Zuversicht für Aktien. Geografisch bevorzugen die Anleger wieder Aktien der entwickelten Welt. So sind US-Aktienfonds im 2011 netto USD 28.4 Mrd. zugeflossen, während den aufstrebenden Ländern Gelder von USD 11.9 Mrd. entzogen wurden. Die Emerging Markets insgesamt (MSCI Emerging Markets -1%) und insbesondere Asien (MSCI Asia -3.5%) schlossen den Monat denn auch im Minus. Unsere Gespräche mit Kennern Chinas haben unser Weltbild bestätigt. Das Reich der Mitte wird seinen Weg zur Supermacht unbeirrt fortsetzen, kurzfristig hat das Land aber mit hohen Inflationsraten und womöglich regional mit Blasen am Immobilienmarkt zu kämpfen.
Während die Euro- und Dollar-Zinskurven zu Beginn des Monats deutlich steiler wurden, führten die Unruhen nun wieder zu einer erhöhten Nachfrage nach Staatsanleihen, womit die Zinskurven im Monatsvergleich nun faktisch unverändert blieben. Vor dem Hintergrund steigender Inflationserwartungen gehen wir von steileren Zinskurven aus und halten die Laufzeiten weiterhin tief. Die Kreditaufschläge der PIIGS Staaten stiegen im Februar wieder an. Die Wahlschlappe der CDU in Hamburg verstärkt den Druck auf Kanzlerin Merkel, einer Transferunion klar Einhalt zu gebieten, was die kommenden Verhandlungen zum Stabilisierungspakt nicht einfacher machen wird. Dennoch glauben wir, dass die EU die Kraft aufbringen wird, das Problem umfassender zu lösen. Im Februar konnten sich die PIIGS Staaten noch aus eigener Kraft refinanzieren, wobei Griechenland und Portugal nur sehr kurzfristige Anleihen begaben. Nur Spanien hat noch genügend Glaubwürdigkeit, um sich über 10 Jahre zu finanzieren, wobei auch hier der zu zahlende Coupon von 4.85% eher hoch liegt.
Aufgrund der Umwälzungen im Nahen Osten suchten die Anleger wieder Schutz im Schweizer Franken. Überraschenderweise diente der US-Dollar nicht mehr als Zufluchtsort, was zeigt, dass sich die Anleger vermehrt um die steigenden Staatsschulden und die Quasi-Insolvenz einzelner Bundesstaaten sorgen. Aufgrund der Kaufkraftparität denken wir jedoch, dass sich der Franken im Jahresverlauf wieder abschwächen wird, wobei die Kurse weiter volatil bleiben dürften. Eine grosse Frage bleibt für uns, ob die Währungen der aufstrebenden Märkte im Zuge höherer Inflationsraten und steigender Risikoaversion nicht einer Korrektur entgegensehen. Aufgrund der Erfahrungen im abgelaufenen Jahr (Währungseinfluss auf die Performance), werden wir das Exposure in Fremdwährungen weiter tief halten.
Geopolitische Entwicklungen werden noch eine Weile im Zentrum des Interesses stehen. Ölfutures zum Beispiel signalisieren keine schnelle Entspannung der Lage. Da die Berichtssaison ihren Zenit ebenfalls überschritten hat, werden weitere Kurssteigerungen von guten Makrodaten getragen werden müssen. Diesbezüglich sind wir zuversichtlich und glauben nicht an eine grössere Korrektur bei den Aktien. So halten wir an unserer Aktienquote fest, haben aber selektiv in defensivere Werte umgeschichtet und zum Beispiel unser Engagement im Nasdaq verkauft und dafür in dividendenstarke Titel investiert. Bezüglich einzelner Titel glauben wir, dass Minentitel und die integrierten Ölkonzerne angesichts der sehr hohen Rohstoffpreise zu stark abgestraft wurden. Die meisten dieser Firmen werden in den nächsten Jahren rekordhohe freie Cashflows erwirtschaften.
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