Obwohl viele Marktteilnehmer eigentlich zu Beginn des Monats davon ausgegangen sind, dass das negative Momentum an den Finanzmärkten fast nicht mehr zunehmen kann, ist es auch im vergangenen Monat nicht gelungen, die Abwärtsspirale an den Finanzmärkten zu durchbrechen. Im Falle des SMI beispielsweise war der Februar gar der schlechteste Monat seit Juli 2002. Wie bereits die Vormonate war auch der zweite Monat des neuen Jahres geprägt von grosser Verunsicherung, bestenfalls vagen Prognosen von Unternehmensseite, tiefen Volumen an den Aktienmärkten sowie von einem anhaltenden Käuferstreik. Die in diesem Marktumfeld zustande gekommenen Aktienkurse sind teilweise rational nicht mehr nachvollziehbar, selbst grosskapitalisierte Konzerne verzeichneten Tagesverluste in historischem Ausmass. Einmal mehr stand auch die Hedge-Fund Industrie wieder im Fokus. Während es in jüngster Vergangenheit der von ihr ausgehende Verkaufsdruck war, welcher negative Schlagzeilen auslöste, so sorgt im Moment bei den Investoren der Umstand, dass zahlreiche Dachfonds mit Liquiditätsproblemen konfrontiert sind, für grossen Unmut. Dem negativen Trend konnten sich einzig die Edelmetalle entziehen.
Trotz all dieser Hiobsbotschaften lassen sich auch Hoffnungsschimmer identifizieren. So hat sich mit dem ISM-Einkaufsmanagerindex einer der wichtigsten und verlässlichsten Frühindikatoren nach einem viermonatigen steilen Sinkflug aufgefangen und ein weiterer Frühindex für die globale Wirtschaftsentwicklung (Baltic Dry Index, BDI) konnte in den vergangenen zwei Wochen gar zulegen (s. Fokus). Zudem deuten einige Zeichen aus dem asiatischen Raum auf eine Stabilisierung hin. Wir glauben nicht an das Szenario einer grossen Depression, sondern hoffen vielmehr, dass die Realwirtschaft in den USA in der zweiten Jahreshälfte die Talsohle durchschreiten wird und dass die zahl- und umfangreichen Konjunkturpakete den Kollaps der Weltwirtschaft abzuwenden vermögen. Aufgrund der Homogenität des Marktes und der flexiblen Rahmenbedingungen wird die amerikanische Volkswirtschaft als erste wieder in Schwung kommen. Die übrigen Wirtschaftsräume hingegen werden vermutlich länger mit ihren jeweiligen Besonderheiten zu kämpfen haben. So hat zum Beispiel der Euro-Raum derzeit grösste Mühe, die Sanierungsversuche der einzelnen Mitgliederländer zu koordinieren, während Russland aufgrund der grossen Abhängigkeit von Rohstoffen (insbesondere Erdöl) innerhalb von nur zwei Jahren regelrecht kollabiert ist. Der Crash der Rohstoffpreise hat diverse weitere Schwellenländer unsanft zurück auf den Boden der Realität geholt, während China und Indien neben den wirtschaftlichen Herausforderungen auch noch mit sozialen Spannungen zu kämpfen haben.
Praktisch alle der relevanten Aktienindizes haben im Februar zwischen 6.0% und 14.0% verloren (gemessen in CHF). Der Dow Jones notierte im Monatsverlauf gar auf einem 11-Jahrestief, während man im Falle des Nikkei in Japan 26 Jahre zurückgehen muss, um noch tiefere Notierungen zu finden. Charttechnisch wurden praktisch alle wichtigen Unterstützungslinien durchbrochen, das Sentiment wird vorläufig negativ bleiben. Die grösste Unsicherheit herrscht nach wie vor im Bankensektor, dessen Unternehmen auf historischen Tiefstständen notieren. Unter anderem sorgen Befürchtungen über Abschreibungen auf den traditionellen Kreditbüchern und auf Exposure gegenüber Osteuropa, die Frage nach der richtigen Grösse (Aufsplittung in verschiedene Unternehmensteile) sowie Szenarien von möglichen Verstaatlichungen dafür, dass dieser Sektor nach wie vor nicht zur Ruhe kommt. Neben all diesen negativen Punkten gilt es jedoch die Tatsache zu berücksichtigen, dass die meisten Investoren Aktien untergewichtet haben, was im Falle einer Entspannung zu sehr ausgeprägten Relief-Rallyes führen kann.
Wir gehen davon aus, dass die Zinsen kurzfristig unter Druck bleiben werden. Trotz der politischen Fragmentierung und der divergierenden nationalen Interessen der einzelnen Mietgliedstaaten steht der Euro-Raum vor einer weiteren Zinssenkung. Wir gehen davon aus, dass es eine Frage der Zeit ist, bis die kapitalsuchenden Staaten die angebotene Verzinsung erhöhen müssen, um die Attraktivität ihrer Anleihen aufrechtzuerhalten. Wir meiden deshalb Staatspapiere nach wie vor.
Wie bereits vor Monatsfrist bleiben wir bei unserer Einschätzung, wonach Währungen im aktuellen Umfeld nur sehr schwer zu prognostizieren sind. Als Konsequenz sind wir primär in der jeweiligen Referenzwährung investiert. Im Zuge des Steuerstreites zwischen der Schweiz und den USA sowie aufgrund der Diskussionen rund um das Bankgeheimnis kam der CHF im Februar zwischenzeitlich unter Druck, der USD hingegen blieb über den ganzen Monat betrachtet stabil. Japan und China werden versuchen, ihre Währungen abzuwerten. Da diese beiden Staaten die wichtigsten Käufer von US-Treasuries sind, werden sich die USA damit abfinden müssen.
Cash is King und wird es vermutlich vorläufig auch bleiben. Nach den Quartalszahlen werden wieder vermehrt Makrodaten im Zentrum des Interesses stehen, die grössten Herausforderungen bleiben hier die massive öffentliche Verschuldung und die Entwicklung der Realwirtschaft. Bei einigen Unternehmen rechnen wir mit Nachrichten über Rekapitalisierungsmassnahmen bzw. Umschuldungen, wobei Wandelanleihen als Alternative zu herkömmlichen Kapitalerhöhungen in den Vordergrund rücken werden. Bei weiteren Kurseinbrüchen werden wir vorsichtig indirektes Aktienexposure (v.a. in den USA) aufbauen.