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Allgemein

Aktienanlagen haben im Januar extreme Verluste erlitten. Im Mittelpunkt standen Sorgen um den Ukrainekonflikt sowie die Normalisierung der immer noch ultraexpansiven Geldpolitik in den USA. Die Gespräche zwischen den USA und Russland endeten in Genf ohne wesentlichen Verhandlungserfolg. Bis Mitte Januar erlebten die US-Märkte den schlimmsten Jahresstart in der Geschichte überhaupt. Die Bekämpfung der Inflation ist nochmal stärker in den Mittelpunkt gerückt. In den USA hat diese aggressivere Kommunikation der Notenbank sicherlich auch stark politische Motive. Viele Durchschnittsverdiener spüren die höheren Preise in den USA deutlich und die Zustimmungsrate für Joe Biden’s Politik verharrt bei rekordtiefen 40%. Die US-Notenbank verschafft sich mit der Erhöhung der Erwartungshaltung zu den künftigen Zinsschritten aber auch weiteren Spielraum, um bei starker Verschlechterung der Finanzkonditionen oder nachlassender Inflationsdynamik wiederum die Zügel etwas zu entspannen, noch bevor der erste Zinsschritt überhaupt vollzogen wurde. Derzeit werden vom Markt bis zu fünf Zinsschritte in diesem Jahr erwartet. Die sich stark verflachenden Zinskurven widerspiegeln hingegen die Befürchtungen vom Markt, dass mit zu schneller Straffung der Zinspolitik eine Rezession herbeigeführt werden könnte (siehe FOKUS).

Aktienmärkte

Die Aktienmärkte gaben deutlich nach. Angeführt wurde die Verliererliste von den USA, insbesondere von den hoch bewerteten Technologieaktien (Nasdaq Composite), welche mehr als 10% korrigierten. Unter der Oberflache haben an der US-Technologiebörse Nasdaq eine Vielzahl der Werte schon eine Korrektur von über 50% erreicht – so viel wie seit der grossen Finanzkrise 2008 letztmals. Schwach tendierte auch der Schweizer Aktienmarkt. Vormals beliebte Small- und Midcap Aktien kamen im Vergleich zum Gesamtmarkt deutlicher unter Druck (SPI Extra -7.5%, SMI -5.0%). Zyklische Märkte wie Spanien oder UK konnten sich besser behaupten. Bei den Sektoren stiegen Energieaktien entgegen dem Trend dank erneuter Stärke bei den Energiepreisen deutlich an.  Das Volatilitätsbarometer VIX erreichte temporär 40 und die gehandelten Put zu den gehandelten Call-Optionen implizierten ebenso eine sehr hohe Nachfrage nach Absicherungen. Die Indikatoren sprangen auf Werte, welche zuletzt noch im Pandemiejahr 2020 beobachtet wurden. Die Stimmung der Investoren verschlechterte sich somit stark, so dass zumindest temporär eine Gegenbewegung anstehen dürfte.

Zinsen

Die Terminmärkte rechnen derzeit mit bis zu fünf Zinserhöhungen zur Bekämpfung der Inflation in den USA (siehe FOKUS). Die Zinskurve ist daher im Januar wieder deutlich flacher geworden. Die Differenz zwischen zwei- und zehnjährigen US-Staatsanleihen beträgt noch rund 60 Basispunkte, obwohl die US-Notenbank noch keine der erwarteten Zinsschritte tatsächlich umgesetzt hat. In den früheren Zinserhöhungszyklen war die Zinskurve deutlich steiler (2004, Greenspan, bei 220 Basispunkte oder im Jahr 2015, Yellen, 130 Basispunkte). Die Gefahr einer zu festen Straffung der Geldpolitik wird daher vom Markt derzeit als ernsthaftes Szenario widerspiegelt. Die Notenbank hält jedoch kommunikativ am eingeschlagenen Straffungszyklus fest. Die nächste Sitzung der US-Notenbank findet erst wieder Mitte März statt, bis dahin werden die Makrodaten zu Inflation und Beschäftigung besonders stark beobachtet.

Währungen / Rohstoffe

Der USD profitierte von den angestiegenen Zinserwartungen in den USA nochmal deutlich auf breiter Front. Der EUR rutschte zum CHF kurz unter 1.03, bevor dieser Ende Januar wieder über 1.04 schloss. Der Preis für ein Fass Rohöl der Sorte Brent stieg um 15%. Die Edelmetalle verloren in Anbetracht der USD-Stärke und steigenden Zinsen.

Ausblick

Nach dem verheerenden Ausverkauf zum Jahresstart wird sich die Nervosität in den kommenden Wochen legen. Wir haben entsprechende Aktienabsicherungen, welche wir auf Basis der zu gierigen Stimmung und schwachen Marktstruktur zum Jahresende eingesetzt haben, gegen Ende Januar vollständig aufgelöst. Die Panik am Markt schafft derzeit den Boden für eine mehrwöchige Erholung im ersten Quartal. Idealerweise wird eine solche durch positive Quartalszahlen der Unternehmungen begleitet: Die ersten Gewinnausweise haben die Erwartungen auf Umsatz- und Gewinn bisher zu übertreffen vermögen. Die geopolitischen Risiken sind aktuell dominanter wahrnehmbar. Sachlich beobachtet, würden wir derzeit nicht von einer militärischen Eskalation seitens der Russen ausgehen, da diese wohl mit der definitiven nächsten Nato-Erweiterung (Schweden / Finnland) einhergehen und sehr schmerzvolle Sanktionen für Russland nach sich ziehen würden.

 

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