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Allgemein

Anders als im ersten Monat des Vorjahres, als beispielsweise der S&P mit einer negativen Performance von rund -9% den grössten Monatsverlust seiner Geschichte erlitt, sind die Aktienmärkte versöhnlich ins neue Börsenjahr 2010 gestartet und konnten in den ersten Handelstagen weitere Kursgewinne verzeichnen. Schlechter als erwartet ausgefallene Daten vom Häuser- und vom Arbeitsmarkt in den USA sowie die Ankündigung von US-Präsident Barack Obama, die Handlungsfreiheit der US-Banken durch eine Reihe von Massnahmen einzuengen, haben dann aber in der zweiten Monatshälfte trotz sehr versöhnlichen Unternehmensergebnissen für das vierte Quartal 2009 für einen markanten Stimmungsumschwung gesorgt. Dies führte dazu, dass die wichtigsten Aktienindizes die positive Entwicklung der ersten Monatshälfte nicht halten konnten und den ersten Monat des neuen Jahres mit einer negativen Performance abschlossen. Selten zuvor liefen die Schätzungen von Experten bezüglich der weiteren Entwicklung an den Finanzmärkten so stark auseinander wie momentan, in Extremfällen geben sogar Spezialisten desselben Bankinstitutes zum gleichen Thema unterschiedliche Prognosen ab. Zudem fällt auf, dass Makroökonomen häufig ein vorsichtigeres Bild zeichnen als die Unternehmensanalysten (s. Fokus). Die Entwicklung an den Aktienmärkten zeichnet nach wie vor ein anderes Bild als der Verlauf der Realwirtschaft, die Anstiege der weltweiten Konkurse sind hier lediglich ein Beispiel dafür (in der Schweiz beispielsweise stiegen im vergangenen Jahr die Unternehmenskonkurse gegenüber dem Vorjahr um 23.5% an).

Die schon seit längerer Zeit erwarteten Verschärfungen beim Regelwerk für international tätige Bankinstitute werden derzeit kontrovers diskutiert. Nicht zuletzt die teilweise überheblich anmutenden öffentlichen Auftritte führender Banker (beispielsweise anlässlich der Anhörung der Leiter der wichtigsten amerikanischen Grossbanken vor der Untersuchungskommission des US-Kongresses) haben auch auf politischer Seite zu prononcierteren Äusserungen geführt. Aufgrund der merklich zunehmenden Unterstützung der Politiker durch eine breite Öffentlichkeit und als Folge der fehlenden Einsicht auf Bankenseite droht die Gefahr einer Überregulierung.

Aktien

Die relevanten Aktienindizes haben im Januar zwischen 2% und 8% verloren, die anhand des VIX gemessene Volatilität ist in der zweiten Monatshälfte sprunghaft um über 50% angestiegen und liegt aktuell bei rund 24.50. Bei allgemein noch immer tiefen Voluminas waren zu Beginn des Jahres Anschlusskäufe derjenigen Banken zu beobachten, die aufgrund ihrer positiven Prognosen für das laufende Jahr (s. Marktkommentar Dezember) das Aktienexposure in ihren VV-Mandaten erhöht haben. Bei den börsengehandelten ETF’s war ein weiterer Anstieg des Volumens zu beobachten, seit 2003 hat sich der Umfang der Exchange Traded Products in Europa versechsfacht.

Nachdem der Markt für Fusionen und Übernahmen 2009 um 35% eingebrochen ist, wurden in den ersten Tagen des neuen Jahres bereits Transaktionen im Umfang von rund USD 100 Mia. angekündigt (die Übernahme der Mehrheit an Alcon durch Novartis von Nestle sowie die Akquisition von Cadbury durch Kraft als Beispiele). Falls die Märkte weiter stabil bleiben, werden die Aktivitäten in diesem Bereich weiter zunehmen.

Von den im S&P500 zusammengefassten Unternehmen haben bis dato rund die Hälfte ihre Zahlen für das vierte Quartal 2009 offen gelegt. Dabei konnten rund 78% der Resultate positiv überraschen, so viele wie seit 1999 nicht mehr. Für die Firmen des S&P500 wird von Analysten für das laufende Jahr ein Gewinnwachstum in der Grössenordnung von 26% prognostiziert, für die im Stoxx600 zusammengefassten europäischen Werte wird gar eine Steigerung um über 31% vorausgesagt.

Bonds/Zinsen

Mit den unveränderten Leitzinsen in den meisten westlichen Industrieländern sind auch die jeweiligen Zinskurven steil geblieben. Das Tiefzinsumfeld wird von kapitalmarktfähigen Unternehmen nach wie vor für günstige Refinanzierungen genützt, die Emissionslawine wird von den Investoren erstaunlicherweise nach wie vor mehr oder weniger absorbiert.

Mit dem Ziel, den Inflationsdruck zu mindern, ist die chinesische Regierung momentan bestrebt, über eine geldpolitische Straffung das Wirtschaftswachstum zu bremsen (geringere Liquidität für Kreditgeschäfte). Experten gehen aktuell davon aus, dass eine Aufwertung der Währung unumgänglich sein wird.

An unserer tiefen Duration von noch immer unter 3 halten wir fest und haben in einzelnen Bereichen Gewinne realisiert, da wir das Potential für eine weitere Verengung der Spreads als gering einschätzen.

Währungen

Da das Instrument der Zinssenkung ausgeschöpft ist, sind einige Zentralbanken in letzter Zeit durch Versuche, die Währungen verbal zu beeinflussen, aufgefallen (Japan und Schweiz als Beispiele). Die über Monate anhaltenden Interventionen der SNB zur Schwächung des CHF gegenüber dem Euro haben einmal mehr gezeigt, dass Währungen durch Stützungskäufe nicht nachhaltig beeinflusst werden können. Wie ein Wirtschaftskrieg noch verschärft werden kann, hat das Beispiel Venezuela gezeigt, wo zwecks Unterstützung der Exportindustrie ein Währungsschnitt von 50% vorgenommen wurde und mit der Verstaatlichung von Unternehmen im Falle von Preiserhöhungen gedroht wurde.

Gegenüber dem Schweizer Franken konnte der US Dollar im Januar rund 2.5% zulegen, im Vergleich mit dem JPY stieg die amerikanische Währung gar um rund 3.5%. Der Euro ist wegen der aktuellen Diskussion über Mitgliederländer mit grossen Problemen (Griechenland, Spanien) respektive über einen möglichen Ausschluss dieser Staaten aus der Währungsunion nach wie vor unter Druck. Da sehr viele Marktteilnehmer von weiterhin freundlichen Rohstoffwährungen ausgehen, werden auch die „Commodity-Währungen“ (AUD, CAD u.a.) fest bleiben.

Ausblick

Mangels Alternativen an Asset-Klassen mit interessanten Renditemöglichkeiten werden weitere, bis dato liquide gehaltene Mittel in den Aktien-Bereich fliessen, weshalb wir nach wie vor nicht von einem markanten Einbruch an den Aktienmärkten ausgehen. Aus globaler Sicht geht die grösste Gefahr für die weltweite Konjunkturerholung von einem allfälligen spürbaren Nachlassen des chinesischen Wirtschaftswachstums aus.

 

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