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Allgemein

Trotz einiger weniger positiver Handelstage zu Beginn des Monats reihte sich der Januar nahtlos in die Folge der schlechten Vormonate ein. Für den S&P 500-Index war es gar der schlechteste Januar seiner Geschichte (-8.6%), der SMI verlor 4.4%. Ursachen dafür waren unter anderem neue Negativmeldungen aus der Finanzindustrie, wo die jeweiligen Aktien trotz erneuten Staatsinterventionen für den Bankensektor (USA, Dänemark, Grossbritannien) unter Druck blieben. Eine Mehrheit der Marktteilnehmer geht offenbar davon aus, dass selbst die De-facto-Verstaatlichung zahlreicher Finanzinstitute den Aktionär nicht vor Verlusten zu schützen vermag. Die Spannungen am Interbankenmarkt sind nach wie vor gross, was sich unter anderem daran zeigt, dass die Giroguthaben der Banken bei der SNB (im Normalfall zwischen CHF 4 und 6 Milliarden) derzeit gegen CHF 40 Milliarden betragen. Weiter für schlechte Stimmung unter den Anlegern sorgten schlechte Unternehmensergebnisse aus Europa und aus den USA, zum Teil vermochten die Unternehmen die bereits sehr tiefen Erwartungen nicht zu erfüllen. Einmal mehr stellt sich hier die Frage nach dem Mehrwert von Analysten und deren Prognosen. Hingegen kann davon ausgegangen werden, dass Unternehmen im aktuellen Umfeld hinsichtlich ihrer Zukunftsaussichten lieber tiefstapeln und unpopuläre Schritte zur Senkung der Kosten schneller eingeleitet werden. Schlechte Daten aus den USA (weiter fallende Häuserpreise, historische Höchststände bei der Zahl der Arbeitslosen, Konsumentenvertrauen auf Rekordtief) trugen zusätzlich zur negativen Stimmung unter den Anlegern bei. Ein tieferer Bestellungseingang bei praktisch allen Industrieunternehmen zeigt, dass in der Realwirtschaft im Herbst 2008 eine Vollbremsung vollzogen wurde. Als Folge davon wurden in der Schweiz denn auch bereits über 1'500 Gesuche für Kurzarbeit eingereicht (mehr als in der Rezession der 90er-Jahre) und Meldungen über Massenentlassungen (vor allem im Finanzsektor) und Betriebsschliessungen häufen sich. 

Aktien

Nach dem extrem starken Anstieg der Vormonate hat sich die Volatilität zu Beginn des neuen Jahres (VIX fiel von über 80 auf 40) zurückgebildet. Praktisch sämtliche Sektoren waren unter Druck, am stärksten haben jedoch erneut die Finanzwerte gelitten, welche als Folge der teilweise dramatischen Jahresergebnisse (Royal Bank of Scotland mit einem Minus von CHF 45 Mia. als Beispiel) weiter an Boden verloren. Für zusätzlichen Verkaufsdruck haben hier zudem die wieder zugelassenen Leerverkäufe von Finanztiteln gesorgt. Auch ehemalige „Börsenlieblinge“ konnten sich dem Abwärtstrend nicht entziehen, sei es auf Stufe Sektor (z.Bsp. Medizinaltechnik) oder Einzeltitel (Lindt & Sprüngli, Logitech). Aus fundamentaler Sicht erscheinen die aktuellen Bewertungen tief, allerdings bestehen vielerorts Zweifel, ob die gängigen Bewertungsmodelle weiterhin angewendet werden können. Einzelne der in der Schweiz kotierten Unternehmen handeln aktuell unter dem Buchwert oder bereits nahe dem Barwert. Die Refinanzierung ist immer noch eines der zentralen Themen, könnte jedoch bald von der Problematik der Wertberichtigungen auf Goodwill abgelöst werden, welche von einigen Fachleuten als nächste grosse Herausforderung bezeichnet wird.

Bonds/Zinsen

Die in den letzten Wochen neu zur Zeichnung aufgelegten Unternehmensanleihen haben gezeigt, dass kapitalsuchende Firmen zum Teil erhebliche Zinsaufschläge bezahlen müssen, um sich refinanzieren zu können (s. Fokus). Für die Käufer dieser Bonds stellen diese attraktive Investments dar (vorausgesetzt, die Schuldnerbonität stimmt), für die Bilanz des Unternehmens sind derart hohe Fremdkapitalkosten jedoch eine grosse Belastung. Ein verlässlicher Indikator für die Beurteilung der Schuldnerbonität sind nach wie vor die Bond-Spreads (s. Fokus). Staatsanleihen werden noch immer stark gesucht, aufgrund der Angst vor ansteigenden Staatsdefiziten wird die Nachfrage unserer Meinung nach jedoch abnehmen. Die aktuellen Höchststände werden sich wieder normalisieren. Auch im abgelaufenen Monat haben verschiedene Zentralbanken Zinsschritte vorgenommen (EZB, Dänemark), die kurzfristigen Zinsen werden vorläufig tief bleiben. Im Gegensatz etwa zur US-Zentralbank oder der SNB hat die EZB noch Spielraum für weitere Leitzinssenkungen.

Währungen

Da sich Währungskurse immer relativ bilden (d.h. die Abschwächung einer Währung ist nur möglich, wenn die Aussichten für den Wirtschaftsraum einer anderen Währung besser sind), konnte der USD im Januar entgegen allen Prognosen gegenüber den meisten Währungen zulegen. Die Zinssenkung der EZB wurde mehrheitlich erwartet, der Euro blieb gegenüber dem CHF über den gesamten Monat betrachtet praktisch unverändert. Die unterschiedliche volkswirtschaftliche Verfassung der einzelnen Staaten stellt für die europäische Einheitswährung jedoch eine grosse Herausforderung dar (s. Fokus). Fremdwährungen haben mehrere Einflussfaktoren, die sich im aktuellen Umfeld nur schwer einschätzen lassen. Als Konsequenz daraus sind wir hauptsächlich in der jeweiligen Referenzwährung investiert.

Ausblick

Nüchtern betrachtet kann man zum Schluss kommen, dass sich das aktuell sehr negative Umfeld, unter anderem verursacht durch Negativmeldungen von Makro- und Unternehmensseite und gekennzeichnet von hohen Volatilitäten, negativem Sentiment etc. gar nicht mehr gross verschlechtern kann. Leider hat sich jedoch in den letzten Monaten gezeigt, dass diese Einschätzung bisher immer verfrüht war und dass, wer versuchte, die Situation als Chance zu definieren, unabhängig von der gewählten Anlageklasse Geld verloren hat. So düster sich das aktuelle Bild jedoch auch präsentiert, so nimmt die Wahrscheinlichkeit, dass es an den Märkten zu einer Gegenbewegung kommt, täglich zu. Bevor es jedoch zu einer nachhaltigen Beruhigung an den Aktienmärkten kommen kann, müssen die Ängste der Anleger bezüglich Dauer und Tiefe der Rezession sowie bezüglich Entwicklung der Unternehmensergebnisse abnehmen.  

 

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