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Allgemein  

Nach Abschluss der Quartalsergebnisse für Q3 waren im November von Unternehmensseite wenige News zu vermelden, die die Aktienmärkte stark zu beeinflussen vermochten. Unterstützung kam dafür vom erwarteten Ausgang der Parlamentswahlen in den USA sowie vom QE2 der amerikanischen Notenbank, dessen Umfang im Rahmen unserer vor Monatsfrist an dieser Stelle geäusserten Erwartungen ausfiel. Der Fokus der Anleger richtete sich vermehrt auf Makro-Daten, was trotz positiver US-Volkswirtschaftsdaten (BIP-Wachstum, Konsumentenzahlen) zu einer höheren Volatilität und einer Konsolidierung an den Aktienmärkten führte. Angesichts der zahlreichen schlechten Nachrichten (Inflation in China, Verschuldungssituation einiger europäischer Staaten, Spannungen in Korea) haben die Aktienmärkte im Monatsverlauf nur leicht korrigiert. Sektoren, welche politischem Einfluss ausgesetzt sind (der Finanzsektor aufgrund zunehmender Regulierungsbestrebungen, Pharma-Sektor als Folge der Kostensenkungsmassnahmen im Gesundheitswesen) blieben jedoch unter Druck. Es macht zurzeit den Anschein, dass die Wirtschaftskapitäne der Politik die Führungsrolle überlassen, da sie momentan vorwiegend mit Abwehrmassnahmen beschäftigt sind. Es besteht deshalb die Gefahr, dass die zunehmende politische Einflussnahme neben der Besteuerung von neuen Assets, zunehmender Regulierungsdichte und Währungskriegen zu weiteren verschärften Massnahmen wie Rückkehr des Protektionismus (Schutzzölle, Verhinderung von grenzübergreifenden Übernahmen wie BHP / Potash etc.) und zu Kapitalverkehrskontrollen (z.Bsp. Brasilien) führen wird. Die europäischen Staaten, welche derzeit mit ihrer Finanzlage zu kämpfen haben, sind zudem mit Regierungskrisen und den absehbaren Neuwahlen beschäftigt, was für die betroffenen Volkswirtschaften eine Neuorientierung zur Unzeit bedeutet.

Nach dem immensen Mittelzufluss in die Aktienmärkte der Schwellenländer (in den letzten 24 Monaten flossen rund 80% der Aktienanlageströme in die Emerging Markets) könnten die jüngsten Inflationszahlen das weitere Wachstum in diesen Regionen arg begrenzen. In zahlreichen asiatischen Ländern (u.a. Indien, Indonesien, Südkorea, Taiwan) wurden eigentliche Schutzwälle gegen den Kapitalfluss aus den westlichen Industrieländern errichtet.

Aktien

Insgesamt erlebten die Aktienmärkte einen durchzogenen November. Nach einem versöhnlichen Beginn kamen sie gegen Ende des Monats aufgrund des erneuten Aufflammens der Schuldenkrise in Europa und wegen geopolitischen Spannungen wieder unter Druck. Die Mehrheit der relevanten Indizes weist über den ganzen Monat betrachtet eine negative Performance auf. Die gestiegene Unsicherheit bei den Anlegern führte zu höherer Volatilität (VIX aktuell wieder knapp unter 24). Sowohl die gehandelten Volumina  als auch der Risikoappetit der institutionellen Investoren sind nach wie vor sehr tief. Obwohl bei einigen uns bekannten Unternehmen aus produzierenden Industrien die Auftragsbücher voll, die Kapazitäten bis auf weiteres mehr als ausgelastet und ein Lageraufbau nicht möglich sind, ist das Management bezüglich der weiteren Nachfrageentwicklung noch immer skeptisch und konnte sich noch nicht zum Ausbau der Kapazitäten durchringen. Aufgrund der fundamentalen Bewertung des schweizerischen Aktienmarktes und weil wir im aktuellen Umfeld kein zusätzliches Fremdwährungsexposure aufbauen wollen, bleiben wir im Heimmarkt übergewichtet. Negativ aufgefallen ist im November einmal mehr die Entwicklung des Finanzsektors. Während einzelne Industrie-Sektoren eine positive Performance verzeichnen konnten, verloren die Financials deutlich an Boden. Eine weitere Zunahme der Regulation und tiefe Volumina führten auch zu einem bis dato schwachen vierten Quartal dieses Sektors. Erste (z.T. fragwürdige) Massnahmen von Bankenseite sind bereits erfolgt, so beispielsweise die massive und flächendeckende Anhebung der Depotgebühren bei der CS.

Bonds/Zinsen

Die jüngsten Inflationsdaten aus China (CPI year on year bei rund 4.5%) schürten in den westlichen Industrienationen Ängste vor einer möglichen importierten Inflation und führten zu einem weiteren Anstieg der Renditen am langen Ende. Anhand der Inflationsdaten und den Zinserhöhungen bei den Emerging Markets einerseits (China z. Bsp. wird die Zinsen weiter erhöhen müssen) und dem Festhalten der westlichen Notenbanken an der Tiefzinspolitik andererseits lässt sich eine weitere Zunahme der globalen Divergenz feststellen. Aus Angst vor einer Ansteckungsgefahr der restlichen PIGS-Staaten sind die Spreads der entsprechenden Staatsanleihen als Folge der Schuldenkrise in Irland und Portugal sprunghaft angestiegen. Zu Besorgnis gibt die Tatsache Anlass, dass nach der „Rettung“ von Griechenland eine gegenteilige Reaktion zu beobachten war. Offensichtlich hat ein Grossteil der Marktteilnehmer mangels Erfahrungen aus der Praxis noch kein grosses Vertrauen in den Schutzschirm der EFSF (European Financial Stability Facility). Wir fühlen uns in unserem Weltbild bestätigt und bleiben bei einer tiefen Duration bei den Bondanlagen.

Währungen

Der Währungskrieg der Staaten hält an und wird immer offensichtlicher. Wie erwartet hat die Trendumkehr bei EUR/USD stattgefunden. Während der USD im November gegenüber dem Schweizer Franken rund 0.8% zulegen konnte, verlor der EUR gegenüber dem CHF im gleichen Zeitraum über 4.7%. Mittelfristig sollten die Währungen bei den Kaufkraftparitäten notieren, der Weg dahin wird jedoch - insbesondere beim Euro aufgrund der nach wie vor ungelösten Schuldenkrise - nicht linear und mit weiteren Rückschlägen verlaufen. Die Entwicklungen bei den Währungen sind derzeit aufgrund des politischen Einflusses praktisch unmöglich zu prognostizieren, dies trotz fundamentalen Ungleichgewichten (CHF und JPY beispielsweise zu teuer). Die Ausfuhrstatistik der schweiz. Zollverwaltung zeigt, dass die Exportwirtschaft u.a. wegen der geografischen Diversifikation, der hohen Qualität sowie wegen dem Trend zu Konsum- anstelle von Investitions-Gütern erstaunlich widerstandskräftig ist.  

Ausblick

Die weitere Entwicklung der Makro-Daten sowie die geopolitischen Spannungen werden im Fokus der Anleger bleiben. Aufgrund der bereits öfters angeführten Überlegungen glauben wir weiterhin an positive Aktienmärkte, nachhaltig zulegen können werden diese jedoch erst bei einer Trendumkehr bei den Arbeitslosendaten in den USA. Die Volatilität wird weiter auf die wachsenden Unsicherheiten reagieren und stark schwanken. Ein klassisches Jahresend-Rally scheint nicht gesichert, da einige Investoren (v.a.Hedge Funds), die kurzfristig erzielten Gewinne vor dem Ende des Jahres wohl eher realisieren werden. Vorläufig halten wir an der aktuellen Asset Allocation fest.

 

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