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Allgemein

Der Juli bot den Investoren rund um den Globus ein anhaltendes Wechselbad der Gefühle: Gemischte Signale von der Konjunkturfront standen im Kontrast zur positiv gestarteten Earnings-Season. Anleger sehen sich somit innerhalb der laufenden wirtschaftlichen Erholung weiter zwischen hoher Staatsverschuldung, Angst vor einem Double-Dip und positiven Unternehmensnachrichten hin- und hergerissen.

Das makroökonomische Bild ist durch die gemeldeten US-Daten gespalten: Vorerst ist noch keine substanzielle Erholung am Arbeitsmarkt absehbar – die im laufenden Monat gemeldeten Arbeitsmarktdaten waren insgesamt leicht enttäuschend. Vom Häusermarkt waren bis Mitte Monat erst enttäuschende Zahlen zu den Neubauten zu verzeichnen, während zum Monatsende eine positive Überraschung bei den Hausverkäufen zu verzeichnen war. Auf Grund der durchmischten Daten ist es daher nicht überraschend, dass die von der University of Michigan erhobene Konsumentenstimmung für den Juli auf den tiefsten Stand seit einem Jahr gefallen ist. US Notenbankchef Ben Bernanke definierte die Wachstumsaussichten als ungewöhnlich unsicher im Falle, dass keine weiteren Stimulierungsmassnahmen beschlossen werden. Bernanke hat dann auch weitere Schritte zur Stabilisierung der US-Konjunktur in Aussicht gestellt, ohne jedoch konkrete Massnahmen zu nennen. Fraglich bleibt somit auch inwiefern die Notenbank noch Spielraum für weitere Stimuli hat. Währenddessen wurde am G20-Gipfel über einen koordinierten Ausstieg aus den Konjunkturprogrammen beraten und China hat an diesem Gipfel gleichzeitig eine weiterhin lockere Geldpolitik und pro-aktive Finanzpolitik versprochen. Die Meinungen über einen Ausstieg gehen weit auseinander. Spätestens im nächsten Jahr muss aber entschieden werden, welche Massnahmen aufrechterhalten werden und welche man auslaufen lassen kann.

Auf der Unternehmensseite ist mit dem Start der Earnings-Season in der Tendenz solides Zahlenmaterial, geprägt von Umsatzwachstum und erfreulichen Margen, rapportiert worden. Diese positiven Zahlen wurden von den Investoren wegen den erwähnten Konjunktursorgen und der von den Unternehmungen in Aussicht gestellten Kapazitätserhöhungen z.L. deren Kosteneffizienz jeweils unterschiedlich aufgenommen. Die Ergebnisse der Banken vermochten die Anleger nicht vollumfänglich zu überzeugen (Beispiel Goldman Sachs). Verschiedene Branchen, bei welchen der politische Einfluss steigt, werden von den Investoren gezielt gemieden (z.B. Pharma, Öl-Konzerne).

Aktien

Die relevanten Aktienmärkte haben im Juli in einem lustlosen Handel (sehr tiefe Volumen) zugelegt. Der SMI liegt im Juli (+1.19%) höher. Der Volatilitätsindex des S&P500 (VIX) bewegte sich in einer Bandbreite zwischen 21.86% und 37.58% und unterstreicht das nervöse Sentiment der Anleger. Hauptsächlich waren Investmentfunds als Nettokäufer zu beobachten während Pensionskassen oder Versicherungen vom Handel fern blieben. Rund 80% der der in den USA gemeldeten Unternehmenszahlen vermochten die Gewinnerwartungen zu übertreffen. Die Manager geben sich auch für die Zukunft sehr zuversichtlich auf Grund voller Auftragsbücher (Bsp. ABB, UPS, FedEx, Caterpillar u.a.). Ein ähnliches Bild präsentierte sich allerdings schon im Sommer 2007/2008: Die grundsätzlich positiven Ergebnisse wurden vom Markt differenziert wahrgenommen und es bot sich ein ähnliches Bild wie heute mit relativ starken zyklischen Werten und schwachen Finanz- und Versicherungswerten. Weiter negative Konjunkturdaten würden der Angst vor einer erneuten Rezession wieder Schub verleihen. Steigt hingegen die Zuversicht der Anleger im Bezug auf das Wachstum der Emerging Markets (v.a. China), so dürfte vermehrt Kapital in Aktien fliessen, welche auf Grund des historisch tiefen Zinsumfeldes, der relativ attraktiven Bewertung und der positiven Gewinnwachstumsrenditen im Vorteil gegenüber anderen Assetklassen stehen.

Bonds/Zinsen

Das trübe Wirtschaftsbild erlaubt derzeit keine substanziellen Zinserhöhungen durch die Zentralbanken industrialisierter Länder und folglich tendieren auch die Anleihenrenditen weiter auf historisch tiefen Niveaus. So hat auch Ben Bernanke erneut betont, dass der Leitzins für eine verlängerte Periode auf tiefem Niveau verharren wird. Ein 10-jähriger Eidgenosse rentierte für den Juli im Schnitt mit 1.43%. Wir sind der Meinung, dass die aktuellen Wachstumssorgen lediglich eine Mid-Cycle-Korrektur darstellen und die Weltwirtschaft nicht in eine erneute Rezession schlittern wird. Somit halten wir an unserer Duration von ~3 fest. Wir bevorzugen Corporate Bonds von gut aufgestellten Unternehmungen gegenüber Staatsanleihen.

Währungen

Von der Euro-Schwäche konnten bisher die Exportwerte der Eurozone deutlich profitieren (Auftragseingänge Industrie im Mai +3.8% vs. -0.1%). Nachdem der Euro gegenüber dem USD massive Kursverluste hinnehmen musste, scheint nun jedoch die Wende bei EUR/USD 1.20 eingeleitet worden zu sein. Das Währungspaar konnte im Juli rund 6.45% Terrain gut machen (+9.17%% seit dem Tief). Gemessen an der Kaufkraftparität müsste der Schweizer Franken gegenüber dem Euro schwächer tendieren (vgl. Fokus). Beim Währungspaar EUR/CHF sieht es so aus, als ob die Nationalbank nach der Verdoppelung der Devisenreserven und den herben Verlusten nicht mehr aktiv interveniert. Tatsächlich stellt sich grundsätzlich die Frage inwiefern eine Notenbank den Devisenkurs beeinflussen soll und wer die Aufsicht bzw. Regulierung der Notenbanken gewährleistet.

Ausblick

Es wird sich zeigen, ob die durch die verschiedenen makroökonomischen Indikatoren gezeigte Abkühlung der Weltwirtschaft sich verschärfen wird oder ob es lediglich bei einer milden Korrektur bleibt. Eine solche Abkühlung wäre besonders nach der starken Erholung der Weltwirtschaft seit 2009 nicht verwunderlich. In den folgenden Wochen dürften nochmals die Quartalszahlen der Unternehmungen in den Fokus der Anleger rücken während später vor allem makroökonomische Daten wieder die Marktrichtung bestimmen werden. Wir bleiben vorerst vorsichtig investiert und werden das Exposure nach bestimmten Kriterien weiter leicht erhöhen.

 

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