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Allgemein

Die Spannungen im Zusammenhang mit dem globalen Handel haben im Juni tendenziell weiter zugenommen. Die primär von den USA lancierten Tarife ziehen bereits Zweitrundeneffekte nach sich. Kanada aber auch die EU prüfen bereits Zölle um eine mögliche Importflut von Stahl zu verhindern. Eine Entspannung im Handelsstreit ist somit noch nicht sichtbar auch wenn Donald Trump jüngst etwas Abstand von Plänen, welche chinesische Investitionen in US-Technologie ins Auge gefasst hätten, genommen hat. Die Realwirtschaft zeigt sich bisher noch wenig beeindruckt von den Streitereien und effektiven Tarifen. Die Umfragewerte aus der Eurozone haben sich jüngst sogar überraschend verbessert. Positive Wirtschaftsdaten verzeichnen nach wie vor die USA, welche mittlerweile Vollbeschäftigung erreicht hat. Die Ölpreise konnten stark avancieren, nachdem der Beschluss der OPEC zur Ausweitung Fördermenge weniger ausgeprägt ausfiel als erwartet und die Amerikaner iranisches Öl auf globaler Ebene sanktionieren werden. Recep Tayyip Erdogan konnte seine Wiederwahl trotz harter Opposition für sich entscheiden. Mit der Einführung des Präsidialsystems hat er seine Macht weiter zementiert. Seine Wahl hat zwar den Ausverkauf der türkischen Lira temporär gebremst, konnte aber nicht zur Beruhigung der seit diesem Jahr sehr angeschlagenen Entwicklungsländer beitragen. Jene Länder wie Brasilien, Südafrika, Argentinien und eben auch die Türkei leiden unter strukturellen schwächen, welche sie besonders anfällig auf einen aufwertenden USD und verschlechternde Finanzkonditionen machen (siehe auch im FOKUS).

Aktienmärkte

Der starke Monatsauftakt der Aktienmärkte hat nicht lange gewährt. Zur Monatsmitte setzten wegen den zunehmenden handelspolitischen Spannungen heftige Verkäufe ein. Die impliziten Volatilitäten stiegen als Zeichen der steigenden Risikoaversion deutlich an. Der amerikanische VIX Index kämpfte sich von tiefen 9 auf eine Indexnotierung von über 18 hoch. Die relative Stärke der US Märkte blieb auch im Juni erhalten. Der SMI entwickelte sich weiterhin anämisch und büsste somit seit Jahresbeginn rund -8.5% ein. Dieses Niveau stellt für längerfristig orientierte Investoren ein interessantes Preisniveau dar. Der Deutsche DAX verlor 2.4%. Starke Verwerfungen waren in den Entwicklungsländern zu beobachten. In China verlor der CSI 300 fast -7.7%, Hong Kong büsste -5% ein und der Bovespa in Brasilien verlor -5.2% bzw. über 8.4% in USD. Im Hinblick auf diese Panik stiegen auch die Ausfallabsicherungen dieser Länder stark an (siehe auch im FOKUS). Vereinzelt mussten Unternehmungen Ihre Gewinnprognosen wegen des schwelenden Handelsstreites nach unten korrigieren.

Zinsen

Die US Notenbank überraschte die Märkte mit einem sehr restriktiven Ausblick. Für das laufende Jahr wurden zwei weitere Zinsschritte kommuniziert. Da der Markt bisher nur eine Erhöhung antizipiert hat, verflachte sich die Zinskurve zusätzlich und erreichte Niveaus, welche noch letztes Mal im Jahr 2007 zu beobachten waren. Die Realverzinsung verweilt zudem nahe den Mehrjahrestiefstständen. EZB-Präsident Mario Draghi konnte den Märkten nur temporär etwas Hilfestellung leisten. Die EZB wird mit den Anleihenkäufen per Ende dieses Jahres aufhören. Die Zinsen sollen aber mindestens bis im Sommer des nächsten Jahres oder länger bei 0% bleiben. Die Renditen der europäischen Kernländer kamen darauf hin deutlich zurück. Bemerkenswert waren sicher auch die stark angestiegenen Spreads der Investmentgrade Unternehmensanleihen, welche weltweit zu beobachten waren.

Währungen

Der Schweizer Franken genoss wieder etwas Zufluss und erstarkte im Berichtsmonat vor allem gegenüber dem EUR und dem Britischen Pfund. Der USD konnte sich dafür gegen den CHF gut behaupten. Stark war der USD speziell gegenüber dem EUR, GBP und anderen G10 Währungen was sich auch im Dollar Index zeigte, welcher für den Monat knapp 0.5% zulegen konnte. Dass der EUR insgesamt wegen den politischen Turbulenzen zur Schwäche neigte, war nicht überraschend. Die deutsche 10-jährige Bundesanleihe rentierte im Mai noch über 0.6% p.a. und im Folgemonat nach der EZB Ankündigung und den zunehmenden Unsicherheiten nur noch 0.3% p.a.

Ausblick

Die handelspolitischen Spannungen scheinen nicht so schnell abebben zu wollen und die Gefahr einer Eskalation ist gegenüber Mai deutlich gestiegen. Bislang haben die Handelsdiskussionen keine bemerkbaren Spuren in der Realwirtschaft hinterlassen. Die Unsicherheit wirkt sich jedoch hemmend auf zukünftige Investitionen aus und je länger die politische Bühne ein Drama darstellt, je mehr könnte die Realwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Aktien reagieren bereits auf solche Szenarien. Eine Entspannung diesbezüglich wäre somit nur wünschenswert und dienlich für alle Parteien. Die vorsichtige, teilweise mit Put-Optionen ausgestaltete Positionierung der Anlagen macht somit weiterhin Sinn. Übertriebene Rückschläge dürften aber angesichts der in der Tendenz immer noch positiven Gewinnrevisionen zum Kauf genutzt werden.

 

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