06 / 11

Allgemein

Die Rettungsversuche für Griechenland beschleunigten sich im Juni weiter. Mit der Annahme des Sparpakets durch das griechische Parlament scheint das Finanzierungsproblem des Landes nun temporär gelöst zu sein. Mittelfristig, so sind sich die Marktteilnehmer einig, ist eine Restrukturierung griechischer Staatsschulden aber unausweichlich. Makrodaten fielen im Juni erneut verhalten aus (siehe Fokus). In den aufstrebenden Märkten, insbesondere in China, bleibt die Teuerung das Hauptproblem. In den USA ist es vor allem die fehlende Konsumlaune, die eine Beschleunigung der Wirtschaft weiterhin verhindert. Obwohl die FED die Wachstumsschwäche erkannt hat und ihre BIP-Wachstumsprognose für 2011 von 3.1%-3.3% auf 2.7%-2.9% reduzierte, wird die quantitative Lockerung wie erwartet nicht fortgesetzt. Jedoch werden Fälligkeiten und Zinsen reinvestiert, was weitere USD 300 Mrd. an Investitionsbedarf auslösen dürfte. Insgesamt hat die FED ihre Bilanz nun um USD 1‘800 Mrd. verlängert. Das Programm wirkte - bestenfalls indirekt über steigende Aktienkurse und einen fallenden Dollar - bei nach wie vor 25 Mio. arbeitslosen Amerikanern nur bescheiden.

Aktien

Für Aktien war der Juni erneut ein schlechter Monat. Der SMI verlor 5.6% und erreichte zwischenzeitlich mit 5‘991 Punkten sogar ein neues Jahrestief. Die Volatilität, gemessen am VIX, schnellte auf 22.7% hoch und schloss per Monatsende bei 16.3%. An der NYSE wurden Aktien im Wert von USD 615 Mrd. gehandelt, 13% weniger als im Juni 2010. Bei den Sektoren waren erneut die Banken bei den Verlierern. Während die European Banking Association die Publikation der Banken-Stresstests auf Mittel Juli verschob, um „Inkonsistenzen und zu exzessiver Optimismus“ in den vorläufigen Resultaten zu korrigieren, haben etliche Research-Häuser eigene Stresstests vorgerechnet und sind zu folgenden Schlüssen gekommen: Ein partieller Zahlungsausfall Griechenlands wäre nur für griechische Banken ein Problem. Die zentrale Frage ist und bleibt die Solvenz von Spanien und Italien.

Wir verkauften unsere Absicherung in Form einer SMI Put-Option, als sich zum Monatsende hin eine temporäre Lösung für Griechenland abzuzeichnen begann und die Märkte auch technisch überverkauft schienen. Optimistisch stimmt uns auch, dass die Mehrheit der Firmen kerngesund ist. So verfügen zum Beispiel die an der NYSE gelisteten Unternehmen über Bargeldbestände in der Höhe von rund USD 1‘220 Milliarden.

Obligationen

Mit erhöhter Unsicherheit stiegen auch die Credit-Spreads im Juni nochmals an. So weitete sich der Kreditindex Itraxx Europe um rund 10 Basispunkte aus. Die CDS-Spreads von Griechenland, Portugal und Irland erreichten neue Allzeithochs.  Wie erwartet, erhöhten FED und EZB die Leitzinsen nicht. Die BIZ wies in ihrem Jahresbericht darauf hin, dass die Inflationsgefahr weltweit steigt und eine geldpolitische Normalisierung gerechtfertigt ist. Die Aussage wurde von mehreren Ökonomen scharf kritisiert, mit dem Hinweis, dass insbesondere die Lohnstückkosten sowohl in den USA als auch in Europa nach wie vor kaum ansteigen und ein Vergleich mit der Situation in den 70ern somit falsch ist.

Währungen

Ungeachtet steigender Zinsdifferenzen oder der Kaufkraftparität genoss der Schweizer Franken auch im Juni Papiergold-Status und erreichte Allzeithochs gegenüber Euro und Dollar. Ein Ende des Vertrauens in den Franken ist bislang nicht absehbar. Investiert wird aus Angst, realwirtschaftliche Argumente werden dabei weniger beachtet. Da die Schweiz jedoch Waren und Dienstleistungen im Umfang von rund 60% des BIP exportiert, ist es unausweichlich, dass ausländische Probleme früher oder später importiert werden. So ist der starke Franken für manch Schweizer KMU bereits jetzt zur existenziellen Belastung geworden. Deshalb erwarten wir mittelfristig wieder eine Abschwächung des Frankens.

Ausblick

Mit dem Beginn der Q2-Berichtssasion im Juli wird sich zeigen, wie sich Unternehmen, insbesondere die hiesigen, im schwierigen Umfeld geschlagen haben. In der Schweiz sind weitere Gewinnwarnungen, vor allem aufgrund des starken Frankens, nicht auszuschliessen. In den USA hat Nike (Abschluss per Ende Mai) die Anleger bereits jetzt mit guten Quartalszahlen überrascht, wobei die Umsätze im Heimatland USA um 22% zulegten. Die Hoffnung bleibt also, dass die Mehrzahl der Unternehmen den positiven Trend aus dem ersten Quartal trotz Gegenwind fortsetzen konnte.

 

Fokus Juni 2011Marktdaten Juni 2011