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Allgemein

Das griechische Roulette dominierte im Mai das Geschehen an den Finanzmärkten. Ein Exit Griechenlands aus der Eurozone und somit wohl auch ein Bankenkollaps und Staatsbankrott wurde von allen Seiten ernsthaft in Erwägung gezogen. Auch das Schreckensgespenst Namens „politischer Linksrutsch“ und die damit verbundene zusätzliche politische Instabilität und fehlende Führung belasteten die Märkte zusätzlich. Die Diskussion um wachstumsfördernde Massnahmen erscheint generell sinnvoll und für China und andere Schwellenländer auch finanzierbar. Für Europa hingegen fragt sich, ob solche Massnahmen noch tragbar sind. Die aktuellen Austeritätsmassnahmen gehen aber teilweise in der Tat etwas weit. Während die strukturellen Defizite der Peripherie zu Recht angegangen werden müssen, ist dennoch ein grosser Teil der aktuellen Budgetlücken konjunkturell bedingt und dürfte bei wiederkehrendem Wachstum verschwinden (siehe Fokus). In den USA überraschte die Mehrzahl der Wirtschaftsdaten weiterhin negativ. Auch Makrodaten aus den Emerging Markets, insbesondere aus China, trübten sich weiter ein.

Aktien

Ohne auf das Argument der Saisonalität zugreifen zu müssen, waren ausreichend Faktoren als Auslöser der Turbulenzen vorhanden. Trotzdem überraschten Ausmass und Breite der Verluste, nachdem bereits der April negativ ausfiel. Insgesamt war der Mai wiederum ein sehr schwieriger Monat mit vielen Aktienindices deutlich im Minus. Der Euro Stoxx 50 verlor 8.1%, der DAX 7.4%. Die Volatilität stieg phasenweise auf 25% und schloss bei 24%. Die gehandelten Volumina waren ausserordentlich tief. In SMI Titeln wurden im Schnitt pro Tag 1.9 Mrd. CHF umgesetzt, 24% weniger als im Mai 2011. Bei den Sektoren konnten vor allem defensive Titel gut abschneiden. Die Aktienmärkte der Peripherieländer verloren deutlich mehr als 10%, die Griechenlands gar 25%. Die meisten Aktienmärkte notieren nun deutlich unter den Jahresendständen. Die Stimmung war weiter von Vorsicht und Angst im Zusammenhang mit der EUR-Schuldenkrise getrieben, während Unternehmensnachrichten nur noch wenig Einfluss hatten.

Obligationen

Die Renditeniveaus von sicheren Staatsanleihen erreichten im Mai erneut Rekordtiefs. 10-jährige Eidgenossen rentierten noch mit 0.55%, deutsche Papiere mit gleicher Laufzeit noch 1.2%. Kosten für Kreditausfallversicherungen sowohl für die Peripherieländer, als auch für die exponierten Banken legten weiter zu. CDS auf Spanien legten von 4.8% auf 6% zu, italienische von 4.4% auf 5.6%. Renditen in Frankreich normalisierten sich nach den Wahlen und der Risikoaufschlag zu Deutschland sank von 1.4% auf rund 1%. Die EZB beliess den Referenzzinssatz weiterhin bei 1% und kündigte noch keine Zinssenkung an. Dennoch gehen viele Beobachter davon aus, dass die EZB im Juni oder Juli eine Zinssenkung von bis zu 0.5% vornehmen wird. Auch von der FED erwarten viele Analysten eine weitere Ausdehnung der Geldmenge, sollten sich die Makrodaten weiter eintrüben.

Währungen

Die politischen Wirren in Europa und das griechische Roulette liessen den EUR/USD deutlich fallen. Der Euro schloss den Monat bei 1.236 und somit auf dem tiefsten Stand seit 2010. Der Yen konnte im Mai zum Euro nachvollziehbar um 9% aber entgegen den fundamentalen Grundlagen auch zum USD um über 1.8% zulegen.

Die SNB verteidigte den EUR/CHF Mindestkurs weiterhin, dürfte aber deutlich stärker beansprucht worden sein als noch in den Monaten zuvor. Die mittelfristigen Konsequenzen sind schwer abschätzbar. Eine Erhöhung des Mindestkurses scheint unwahrscheinlich, könnte aber eine Art Flucht nach vorne darstellen.

Ausblick

Politische Entscheidungen werden wohl die Märkte in den Sommermonaten dominieren. Die Schlüsselfrage bleibt aber, was die Märkte bereits vorweggenommen haben und welche Ereignisse nochmals zu deutlich tieferen Kursen führen würden. Weitere Massnahmen der EZB und anderer Zentralbanken scheinen aktuell im Rahmen des Möglichen. Wir rechnen nicht mit einem Exit Griechenlands aus der Eurozone und noch viel weniger mit einem Auseinanderbrechen des Währungsraumes. Jedoch bleiben wir vorsichtig, solange die politische Bestätigung, insbesondere das Wahlergebnis in Griechenland aussteht. Trotzdem würden wir stärkere Korrekturen bei unveränderter Einschätzung wohl als gute Einstiegschancen wahrnehmen.

 

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