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Allgemein

Die globalen Aktienmärkte sind sehr schwach ins neue Jahr gestartet. Auf die übliche positive Saisonalität („Neujahresrallye“) im Januar war somit kein Verlass – im Gegenteil: die ersten zwei Handelswochen verzeichneten mit 7 bis 13% historisch noch nie gesehene Verluste (Siehe IM FOKUS). Der Ausverkauf wurde primär durch Wachstumssorgen aus China, den USA und auch Europa angetrieben. Der Ölpreis notierte zeitweise auf fast $26 pro Fass und führte zusätzlich zu Verunsicherung, wonach eine Pleitewelle im Energiesektor sich zu einem Flächenbrand ausweiten könnte. Die tiefen Notierungen am Ölmarkt gaben Spekulationen um eine koordinierte Kürzung der Förderquote auftrieb. Saudi Arabien hat bisher keine Wünsche einer Begrenzung der Förderquoten kundgetan, obwohl das Land auch unter dem tiefen Preis leidet und einerseits auf der Währungsfront versucht, der Abwertung der eigenen Währung Einhalt zu gebieten und andererseits den Staatshaushalt mit massiven Sparprogrammen ins Gleichgewicht zu rücken. Trotz der unbestätigten Spekulationen konnte sich der Ölpreis von den Tiefständen mit einem spektakulären Rallye wieder auf knapp $35 hochkatapultieren. Negativ aufgefallen war auch der italienische Aktienmarkt: In Italien leidet der Bankensektor unter mehr als EUR 200 Mia. faulen Krediten. Nachdem mehrere Institute, darunter vor allem die systemrelevante Banca Monte die Paschi die Siena, von stark abfliessenden Kundengeldern getroffen wurden, konnten sich die EU und Italien nach monatelangen Verhandlungen auf die Gründung einer „Bad Bank“ einigen, an welche die risikobehafteten Kredite ausgelagert werden sollen. Die volkswirtschaftlichen Daten in der Eurozone präsentierten sich auch in einem negativen Grundton. Die EZB zeigte sich denn auch besorgt über die Abwärtsrisiken und ebnete den Weg für eine weitere geldpolitische Lockerung im März. Ob diese zur Zufriedenheit der Anleger ausfallen wird, ist auf Grund des in der QE-Frage eher zerstrittenen EZB-Gremiums durchaus offen. Auch in den USA enttäuschten die Daten mehrheitlich, nur die Konsumentenstimmung scheint noch unbeeinflusst von den globalen Wirren. Die US Notenbank enttäuschte die Anleger mit einem zu wenig lockeren Ton zur Zinspolitik. Mit der Einführung von Negativzinsen überraschte die Bank of Japan die Aktienanleger positiv. Banken müssen zukünftig einen Zins von 0.1% auf einen Teil ihrer Guthaben bei der Bank of Japan (BoJ) zahlen.

Aktien

Die Volatilität an den globalen Aktienmärkten war im Januar sehr hoch. Der Volatilitätsindex VIX in den USA kletterte zeitweise auf über 30. Ausschlaggebend waren die Währungsinterventionen in China, welche von der Regierung nur mit spärlicher Kommunikation begleitet worden sind. Die chinesischen Festlandbörsen verloren denn auch mehr als 20% im Januar und notieren derzeit auf den Septembertiefs des Vorjahres. Der italienische Aktienmarkt verlor als Folge der Bankkrise rund 13%, während sich der japanische Nikkei, dank der Rückendeckung durch die Bank of Japan, gegen Monatsende noch auf ein Minus von 5.2% in CHF retten konnte. Die Berichterstattung zu den Quartalsabschlüssen verlief bisher sehr gemischt. Einige grosskapitalisierte Werte wie Apple, Novartis, Roche, Amazon konnten die bereits tiefen Erwartungen der Anleger nicht erfüllen und wurden von der Börse regelrecht abgestraft. Stark eingebüsst haben auch die hiesigen Banken (UBS: -14%, Credit Suisse -17%, Julius Bär -11%). In Deutschland schockierte die Deutsche Bank mit einem Rekordverlust von 6.8 Mia. Euro die Anleger. Sogar das Investmentbanking, das Kerngeschäft der Deutschen Bank, lieferte einen Verlust von 1.2 Mia. Euro. Die Aktie verlor dieses Jahr bisher 27% an Wert und notiert auf den Niveaus vom Jahr 2009. Bedingt durch den massiven Anstieg der Volatilität, stand die erste Monatshälfte klar im Zeichen des Risikomanagements und damit des Abbaus der Aktienquote. Da die Korrektur für unseren Geschmack bereits etwas zu weit fortgeschritten schien, nahmen wir nach Monatsmitte eine kontrollierte Erhöhung der Aktienrisiken vor.

Obligationen

Obwohl Janet Yellen die Möglichkeit eines weiteren Zinsschrittes im März noch offen liess, haben die enttäuschenden Konjunkturdaten und die weltweite Risikoaversion die Zinsen im Monatsverlauf deutlich fallen lassen. Mario Draghi hat diesen Monat, wie einleitend erwähnt, das Terrain für weitere geldpolitische Massnahmen im März geebnet. Portugiesische Anleihen wurden tiefer gehandelt: Die Abwicklung der Banco Espirito Santo in Portugal führt zu Verlusten bei einzelnen vorrangigen Gläubigern. Die Banco Portugal hat beschlossen 5 der insgesamt 52 ausstehenden vorrangigen Anleihen der neugeschaffenen Novo Banco nun noch nachträglich auf die Bad Bank (Banco Espirito Santo) zu übertragen.

Währungen

Anzeichen einer wirtschaftlichen Schwäche in der Schweiz führte zu einer Frankenschwäche gegenüber den Hauptwährungen USD und EUR. Erstmals seit Aufhebung der Kursuntergrenze notiert der EUR zum CHF wieder über 1.11 und damit fast 2.5% über dem Stand von Ende 2015. China stoppte im Januar die Abwertung des offshore Renmimbi mit massiven Eingriffen, so dass die Lücke zwischen On- und Offshorehandelsplatz in Hong Kong nur noch geringfügig war.

Ausblick

Die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in den nächsten 12-24 Monaten in den USA ist mit den jüngsten Daten aus dem verarbeitenden Gewerbe gestiegen (siehe im FOKUS). Die aktuellen Aktiennotierungen implizieren eine Wahrscheinlichkeit von rund 50%. Es bleibt abzuwarten ob erstens, die negativen Vorboten des verarbeitenden Gewerbes in den USA sich weiter verschlechtern und zweitens, ob sich der Dienstleistungssektor weiter von den weltweiten Wirren isolieren kann. Solange wir dazu keine handfesten Daten haben, befinden wir uns weiter in einem eher nebulösen konjunkturellen Umfeld, welches sehr volatile Aktienbewegungen hervorruft. Die Unterstützung der Notenbanken ist zwar vorhanden (BoJ & EZB), deren marginaler Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung und Inflationssteuerung scheint aber nochmals abgenommen zu haben. Das Umfeld scheint sehr tradingorientiert zu sein und das Risiko besteht, dass sich die jüngste Gegenbewegung nicht als nachhaltig erweist.

 

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